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Mit dem 12-Stunden-Tag geht die ÖVP/FPÖ- Regierung zurück in die Vergangenheit des 19. Jahrhunderts!

Karl Halmann am So., 08.07.2018 - 21:41
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Leserbrief, 8. Juli 2018, Karl Halmann

Der Regierung ist die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter egal. Die können ab 1. September 2018 von den 8 Stunden, dann bis zu 12 Stunden pro Tag und 60 Stunden pro Woche heran gezogen werden. Der Abänderungsantrag zur Arbeitszeitflexibilisierung wurde von der Regierung ohne Sozialpartner und Opposition durch gepeitscht.

Sogar die ehemalige ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky attackiert ihre eigene Partei und will mit dem ÖGB demonstrieren. Sie meint, dass der Betriebsrat nichts mehr mitzureden hat, ist ein „Kniefall vor der Industrie“. Weiters sagt sie: „Ich habe nichts gegen den 12-Stunden-Tag“, so die Medizinerin; allein: „Das darf nicht zur Dauereinrichtung werden.“ Doch genau das ermöglicht das neue Gesetz - mit allen negativen gesundheitlichen und sozialen Folgen.

Eine 34 jährige Flugbegleiterin berichtet. Zwölf Stunden arbeiten ist für sie Normalität. Sie macht dies bereits seit 14 Jahren. Bis zu sechs Kurzstreckenflüge begleitet sie an so einem Arbeitstag, in den Arbeitsnächten sind es zwei längere. „Mal muss ich extrem früh aufstehen und fange um 5 Uhr früh an, mal ist der Dienst spätnachts. Man kann sich noch so sehr um einen gesunden Schlaf bemühen, der Biorhytmus ist völlig durcheinander“. Für ein Familienleben - sie hat keine Kinder - bliebe da keine Zeit, mit den verschiedenen Schichten sei Freizeit kaum planbar.

Auch ein 49 jähriger Tischler berichtet. 12 Stunden, schwer heben und Hitze gehen an die Substanz. Wenn ein Projekt fertig werden muss, dann hackelt man rein - auch, wenn es mehrere Tage amStück zwölf Stunden sein müssen. Er arbeitet in einer Großtischlerei im Bereich Massivholz. „Wenn man schwere Pfosten hebt, es in der Halle heiß ist und man schon seit 6 Uhr früh arbeitet, gehen die 12 Stunden schon an die Substanz“, schildert er - und ist froh, dass er gesundheitlich so gut beieinander ist. Er habe aber auch Kollegen, die schon mit Beschwerden zu kämpfen hätten. „Mit dem neuen Arbeitszeitgesetz müssen wir darauf achten, dass zwölf Stunden nicht die Regel werden. Das ist dann nicht mehr zum Durchhalten“.

Ich arbeitete von 1997 bis 2002 fünf Jahre bei der Semperit Reifen Erzeugung in Traiskirchen. Da hatten wir auch Schicht-Dienst. Wenn die 5 Tage Nacht-Schicht zu je 8 Stunden dran waren. Da war man diese 5 Tage nicht seiner selbst. Am Arbeitsplatz hatte es über 30 Grad Hitze. Nach der Schicht und nach dem nach Hause kommen in der früh, konnte man höchstens 3 bis 4 Stunden schlafen. Da es gegen den normalen BIO-Lebens-Rhytmus ging. Der Schlafmangel ist physisch wie psychisch eine hohe Belastung. Man war geschlaucht und konnte sich nie daran gewöhnen. Familienfreundlich war diese Arbeit nicht. Und auch der gute Verdienst kann über eine solche ungesunde Tätigkeit nicht hinweg trösten. Da Gesundheit das wichtigste Gut des Lebens ist.

In meiner Zeit bei Semperit erlebte ich auch die negativen Auswirkungen. Fast wöchentlich trudelten Ablebensmeldungen von Ex-Kollegen im Betrieb ein. Viele waren erst 1 bis 3 Jahre, also kurz in Pension und schon stand ihr letzter Weg das Begräbnis zum Friedhof an. Trotz vorher 35 bis 40 Jahre Betriebszugehörigkeit konnten sie anschließend nicht lange ihre Pensionszeit genießen.

Arbeitszeitverhandlungen ohne Sozialpartner? Parlamentarismus ohne Begutachtung? Politik ohne Kompromisse? Die Wirtschaft darf jubeln. Die ÖVP/FPÖ-Regierung setzt bedingungslos die Forderung nach längerer Arbeitszeit um. Die Arbeiter und Angestellten werden immer mehr zu Arbeitssklaven degradiert. Da hilft keine Niederschrift der Freiwilligkeit. Da nur mehr Arbeitskräfte eingestellt werden, die von vornherein diese Klausel ablehnen.

In einer Zeit mit vielen Erwerbslosen, im Schnitt 412.000 Arbeitslose per Monat, bewegen wir uns zurück ins 19. Jahrhundert des Arbeitssklaventums. Und dies passiert jetzt im 21. Jahrhundert. Statt die Arbeit besser zu verteilen, wird sie jetzt wieder mehr konzentriert. Arbeiten schon jetzt viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besonders im Handel und in der Gastronomie täglich mindestens zwei unbezahlte Überstunden. Mit den All-in Verträgen wurde dies für die Arbeitgeber noch weiter erleichtert.

Was bedeutet ein 12 Stunden Arbeitszeit für die Pension? Das Pensionsalter wird jetzt schon auf 67 Jahre erhöht. Später wird es weiter nach oben (70 Jahre) gehen. Zuerst bis 12 Stunden am Tag arbeiten, und dann immer später in Pension gehen. Die Gesundheit wird dies nicht zulassen. Weil der Körper nicht dafür geeignet ist. Deshalb werden es viele Menschen nicht schaffen bis ins hohe Alter zu arbeiten. Sie landen dann in der Mindestsicherung oder Berufsunfähigkeit. Und dies heißtmeistens in Armut leben. Von den zu wenigen Arbeitsplätzen habe da gar noch nicht gesprochen.

Es hat auch früher schon 12-Stunden-Arbeitstage gegeben. Nur mit dem Unterschied das anschließend 24 Stunden frei waren. Nach einem langen Arbeitstag braucht der Körper Ruhe fürdie Erholung und Regeneration. Für Pendler ist dies noch schlimmer. Die haben dann 14 bis 16 Stunden Tage. An ein geregeltes Familienleben ist bei solchen Gegebenheiten einfach nicht mehr zu denken. Jeden Tag 12 Stunden zu arbeiten ist einfach nicht gesund und macht krank.

Auch den Freiwilligen (Feuerwehr, Rettung, Funktionäre im Sport, Vereinen usw.) geht die Zeit aus. Immerhin nehmen sich 2,3 Millionen ehrenamtliche Österreicher Zeit für ein freiwilliges Engagement. Sie stellen gerne ihre Freizeit einer guten Sache wie Menschenleben retten zur Verfügung. Bei einem 12-Stunden-Tag ist dann an Freiwilligentätigkeit nicht mehr zu denken. Viele müssten dann aufgeben und vieles würde dann nicht mehr reibungslos wie derzeit funktionieren.

Arbeiten bis zum „Umfallen“, dies kennen wir schon vom 19. Jahrhundert. In dieser Zeit gab es keinen 8-Stunden-Tag bzw. keine 40-Stunden-Woche. Im 20. Jahrhundert wurden von den Arbeitnehmervertretungen (Gewerkschaft und Arbeiterkammer) viele Verbesserungen für die Arbeitnehmer erkämpft. Und jetzt wird in wenigen Monaten diese Erungenschaften von der ÖVP und FPÖ, ohne das Volk zu befragen, wieder zurück genommen. In einer Umfrage ist die Mehrheit also 60 Prozent gegen einen 12-Stunden-Tag.

Diese Regierung geht meiner Meinung nach über Leichen. BK Sebastian Kurz und sein Vize HC Strache machen Politik für Großkonzerne und keine für Kleinbetriebe, Familien, Alleinerzieher, Angestellte und Arbeiter. Der Bundeskanzler hat noch nie eine richtige und manuelle schwere Arbeit ausgeübt. Er kennt als unerfahrener junger Mann nicht wie es einen Menschen geht der nicht auf seine Gesundheit achtet. In jungen Jahren ist vieles möglich. Aber im fortgeschrittenen Alter merktman erst die Fehler die man sich angetan hat. Aber da ist es dann zu spät! Er kennt nicht die Sorgen von Familien mit Kindern und den täglichen Kampf wie Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen ist nicht. Deswegen fährt er ohne Rücksicht auf Verluste über uns drüber. Und was macht die FPÖ?
Sie ist sein Handlanger, die ihm die Stange hält. Ich hoffe, dass das Volk bald aufwacht! Pfui Teufel, über eine solche unmenschliche Politik.

Das meint Ihr

Karl Halmann, Obmann
Partei mit Herz - APÖ

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