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Protestbrief an das "profil" zum Peter Michael Lingens Kommentar "Arbeitslose essen Pensionen auf"

Aktive Arbeits… am Fr., 15.05.2015 - 16:05
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Antwort

Sehr geehrter Herr Peter Michael Lingens,

Sehr geehrte Damen und Herren vom „profil“,

in der aktuellen Ausgabe Ihres „Nachrichtenmagazins“ schwadroniert Peter Michael Lingens unter dem sozialrassistischen Titel „Arbeitslose essen Pensionen auf“ (1) - der uns geradezu sprachlich an die Nazizeit erinnert - über das angeblich nicht finanzierbare Pensionssystem. Warum bezeichnet Peter Michael Lingens bzw. die „profil“-Redaktion uns nicht gleich als Schmarotzer und Parasiten?

Wir Erwerbsarbeitslose sind nicht schuld daran sind, dass die Wirtschaft und die Regierung zu wenig Existenz sichernde Arbeitsplätze anbieten und so das in 5 Menschenrechtskonventionen fest geschriebene Menschenrecht auf frei gewählte, volle und möglichst produktive Arbeit für Alle, die eine solche suchen, verletzen. Das Problem liegt wohl eher darin, dass die Kapitaleinkommen auf Kosten der Arbeitseinkommen steigen und steigen und nichts zum Sozialsystem beitragen.

Das viel beschworene „Generationenproblem“ ist ein völlig künstliches Konstrukt. Aufgrund der Entwicklung der Produktivkräfte ist es zweitrangig, ob die Lebenserwartung der Menschen steigt – zumal viele Menschen das Pensionsalters wegen steigendem Stress in der Arbeit gar nicht mehr erleben – oder ob die Geburtenraten sinkt! Es ist schon lange genug für alle da im reichen Österreich!

Wir möchten wissen, wer diese dumme und diskriminierende Überschrift zu verantworten hat, zumal das Einkommen von Arbeitslosen weit unter der Armutsgrenze liegt und von einer indirekt implizierten Völlerei keinesfalls die Rede sein kann ...

Aufgrund der Tatsache, dass Peter Michael-Lingens selbst aus einer jüdischen Familie kommt, die von den Nazis verfolgt wurde, verstört diese sozialrassistische Überschrift und die Ausrichtung des Kommentars umso mehr. Sollte die Redaktion für die Überschrift verantwortlich sein, dann hat sie auch Peter Michael-Lingens und seiner Mutter Ella Lingens-Reiner einen ausgesprochen schlechten Dienst getan. Ist Peter Michael-Lingens selbst verantwortlich, dann zeigt diese Unachtsamkeit recht deutlich den Niedergang des politischen Bewusstseins in Österreich.

Gedenkt das Profil sich in der nächsten Ausgabe zu entschuldigen oder verharrt es in der Missachtung von über 500.000 vom Erwerbsleben ausgeschlossenen Menschen, die zu allem Überdruss permanent mit der strukturellen Gewalt durch die permanente Androhung der Existenzvernichtung durch Sanktionen (2) und den damit erzwungenen Zwangsmaßnahmen mitten unter uns nieder gehalten und in ihren (Menschen)Rechten verletzt werden? Das „profil“ kommt leider auch sonst seiner demokratiepolitischen Pflicht nicht nach, weil es die skandalösen Zustände im AMS-Sumpf schon seit Jahrzehnten ausblendet und mit seiner Nichtberichterstattung – vom jährlichen Feigenblattartikel abgesehen – weit über 500.000 erwerbsarbeitslose Menschen zu Unpersonen macht.

Mit empörten Grüßen

Ing. Mag. Martin Mair

Obmann "Aktive Arbeitslose Österreich"

P.S.: Zum Tag der Arbeitslosen haben wir die erste große Info-Aktion über Rechte der Arbeitslosen gestartet und verteilten einen Info-Flyer in Auflage von 10.000 Stück in ganz Österreich, mit dem Erwerbsarbeitslose erstmals komprimiert und umfassend über ihre Rechte aufgeklärt werden. Wir starten auch Kampagne für ein selbst verwaltetes Arbeitslosenzentrum in Wien, wo 200.000 Arbeitslose immer noch keinen eigenen Raum haben.

Wir haben mehrere Kampagnen am laufen, u.a. gegen eine manipulative „Öffentliche Konsultation“ der Europäischen Kommission zu „Leistungserbringung für Langzeitarbeitslose“ und gegen eine Nichtantwort von Bundespräsident Heinz Fischer zu einer alten Frage über AMS Sanktionen (von wegen Versprechen einhalten!). Warum wird unser wertvolles Engagement vom „profil“ nicht wahr genommen?

(1) http://www.profil.at/meinung/peter-michael-lingens-arbeitslose-essen-pensionen-auf-5604753

(2) http://www.aktive-arbeitslose.at/news/20140204_ams-bezugssperrren_sanktionenstatistiken_2013.html

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