Lieber Eugen,
lieber Vorstand der Armutskonferenz!
Danke für die Information über die unermesslichen Kosten, die meine Teilnahme an der Jubiläumsarmutskonferenz verursachen würde.
Als an der Armutsgrenze lebender Mensch bin ich ja stets bestrebt, möglichst ökonomisch über die Runden zu kommen. Ich verhelfe Euch daher zu folgendem win-win-win-win-Geschäft:
Ich nehme nicht teil, was zu folgenden Gewinnen führt:
-
Die Armutskonferenz erspart sich die Kosten.
- Ich erspare mir 3 Tage Lebenszeit auf einer Simulation von einer Armutskonferenz die sowieso nichts bringt und kann meine Zeit inzwischen für den Kampf der Arbeitslosen einsetzen. Politisch hat die Armutskonferenz in den 20 Jahren nichts erreicht und hat auch die Ansprüche an die eigene Arbeit massiv herunter gesetzt, wenn ich mir die Dokumente aus der Anfangszeit durchlese. Andererseits ist es den „Aktiven Arbeitslosen“ ohne Armutskonferenz gelungen, eine deutliche Verschlechterung bei der Wiener Mindestsicherung zu verhindern.
- Das ersparte Geld kann R. für ihre Wohnung zur Verfügung gestellt werden, die lange warten musste, bis ihr in allerletzte Minute geholfen werden konnte. Schließlich ist mir nicht bekannt, dass die Armutskonferenz auch nur einem einzigen an „sichtbar werden“ teil habenden Menschen deutlich und nachhaltig aus der Armut geholfen hätte.
- Euer Sprecher Martin Schenk erspart sich mich zu treffen und womöglich kritische Worte von mir zu hören, die er nicht verkraftet. Martin Schenk hat ja schon nach zwei sachlichen geschriebenen, kritischen Meldungen meinerseits nicht nur mein privates facebook-Profil sondern auch den twitter-Account der „Aktiven Arbeitslosen“ gesperrt. Selbstredend ersparen sich auch all die anderen Heroen im ewigen Kampf gegen die Armut womöglich kritische Wortmeldungen meinerseits anhören zu müssen und werden so in ihren Kreisen nicht gestört.
Ihr seht, es gibt nur noch glückliche Gewinner.
Wie lauteten denn noch die zwei Plakate, die ich beim ersten Treffen von „sichtbar werden“ mit hatte: „Vereine kommen und gehen, nur die Armut bleibt bestehen“ und „Ein Hoch der Armut, sie beschert uns viele Konferenzen“.
Ist doch wunderbar?! Jeder hat recht behalten und die Armutsindustrie kann beruhigt und ungestört ihrem Geschäft der unermüdlichen Symptombekämpfung im Auftrag des herrschenden Systems weiter gehen.
Mit gewinnbringenden Grüßen
Martin Mair
Obmann „Aktive Arbeitslose Österreich“
P.S.: Natürlich hindere ich niemanden aus unserem Verein seine Lebenszeit auf Veranstaltungen der „Armutskonferenz“ zu verbringen.
Kleine, unvollständige Wunschliste an die „Armutskonferenz“, deren Erfüllung eine Rückkehr erleichtern würde:
- Die „Armutskonferenzen“ werden ihrem Namen gerecht und die verschiedenen Gruppen treffen sich wirklich auf gleicher Ebene und es werden echte, politische Ergebnisse die wirklich etwas bewegen ausgehandelt
- Die „Armutskonferenz“ beendet den bürgerlicher Armutsdiskurs und stellt sich klar auf die Seite der Unterdrückten und Ausgebeuteten und setzt die Forderung nach dem Ende der Repressionen gegen Arme, Arbeitslose und Invalide durch das Sanktionenregime an die oberste Stelle und nimmt auch all die anderen Forderungen der betroffen Gemachten ernst. Sie setzt sich kritisch mit dem Anteil der eigenen Mitglieder an den Menschenrechtsverletzungen der Armutsindustrie auseinander und sorgt dafür, dass die MittäterInnenschaft beendet wird und die bisherigen Opfer rehabilitiert und entschädigt werden.
- Die „Armutskonferenz“ beendet das bevormundende und entwürdigende Verhalten gegenüber von Ihr mit „sichtbar werden“ domestizierten „Vorzeigearmen“. Es werden keine Fotos aus „sichtbar werden“ mehr für Strategiepapiere etc. verwendet, die nicht von den Betroffenen selbst mit erstellt und mitgetragen werden.
- Anstatt klammheimlich nur selbst Projekte einzureichen, bei deren Durchführung Armutsbetroffene als unbezahlte Statisten mitwirken dürfen, hilft die „Armutskonferenz“ den Betroffenenselbstorganisationen jene Ressourcen zu bekommen, die sie brauchen, um selbst Projekte durchführen und die laufende Arbeit frei von Existenzangst machen zu können. Anstatt den Widerstand im Sinne des herrschenden Systems zu kanalisieren und neutralisieren unterstützt sie den „Aufstand der Armen“.
Am 22.01.2015 um 17:04 schrieb Die Armutskonferenz:
Hallo liebe SW-Teilnehmer,
Wenn ihr diese Mail lest hab ihr euch zwar für die 10te Armutskonferenz angemeldet aber noch nicht mitgeteilt was ihr an Teilnahmebeitrag zahlen könnt.
Zur Erinnerung:
Die TeilnehmerInnen zahlen zwischen 140,- und 200,- €, dazu kommen üblicherweise Fahrtkosten (z.B. Wien-Salzburg mit der Westbahn 50,- €), sowie 2 Übernachtungen mit je 40,- € pro Nacht. Die Verpflegskosten sind im Teilnahmebetrag bereits enthalten.
Das ergibt im Durchschnitt 300,- € an Kosten für die Teilnahme einer Person an der Armutskonferenz.
Durch die TeilnehmerInnenbeiträge werden ca 40% der Kosten der Konferenz gedeckt, den größeren Teil können wir über Förderungen finanzieren.
Die Teilnahme von Menschen mit Armutserfahrung ist uns sehr wichtig. Solidaritätsbeiträge anderer NGOs und Privater ermöglichen es, einen Teil der Teilnahmekosten zu finanzieren. Ebenso fordern wir die Bundesländer zur Unterstützung auf.
Bitte überlegen Sie, was Sie an TeilnehmerInnenbeitrag aufgrund Ihrer Lebenssituation aufbringen können, um an der Armutskonferenz teil zu nehmen. Den restlichen Anteil werden wir übernehmen.
Bitte teilt uns dies so bald wie möglich mit damit wir euch verbindlich anmelden, eine Unterkunft und Verpflegung planen können.
Liebe Grüße
Eugen Bierling-Wagner
Koordination DIE ARMUTSKONFERENZ
ZVR: 012358276
Austria, 1150 Vienna, Herklotzgasse 21/3
Phone: +43-1-402 69 44 12
Mobil: +43-699-108 014 23
Fax: +43-1-402 69 44 19
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http://www.armutskonferenz.at