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BBRZ Salzburg: „Methoden wie beim KGB“

Aktiver Admin am Mo., 17.03.2014 - 12:58

Kritik an sinnlosen Kursen für Arbeitslose gibt es auch in Salzburg. Sogar die Volksanwaltschaft wurde im Fall einer Schulung eingeschaltet. Trotzdem ging sie weiter – bis vor Kurzem.

"Salzburger Nachrichten" Nr. 63 vom 17.03.2014 Seite: 13 / Ressort: Wirtschaft

Monika GRAF Wien (SN). Das Arbeitsmarktservice (AMS) Wien ließ vergangene Woche mit einer Meldung aufhorchen: Die zuletzt besonders in die Kritik geratenen Aktivierungskurse für Arbeitslose werden ab November abgeschafft und durch ein modulares Trainingssystem ersetzt. Dass Probleme auch in den Bundesländern bestehen, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Salzburg.

Mehrere Teilnehmer an einem solchen Aktivierungskurs haben sich unter Zusicherung von Anonymität mit den SN in Verbindung gesetzt. Den Salzburgern geht es nicht nur darum, auf die Inhaltsleere hinzuweisen oder den oft lockeren Umgang mit persönlichen Daten von Arbeitslosen. Im Kurs „Arbeit bewegt“ des Linzer FAB (Vereins zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung) seien „haarsträubende“ Methoden angewendet worden, um Teilnehmer dazu zu bringen, irgendeinen Job auch unter ihrer Qualifikation anzunehmen, sagen sie.

Die Betroffenen, die sich Andreas, Bertram und Christoph nennen und zum Teil schon wieder Arbeit gefunden haben, waren alle im Vorjahr in einem dieser zehn Wochen dauernden Kurse, in denen es in erster Linie um Bewerbung geht. „Ist das in Ihrer Kompetenz, ein Klo zu putzen, oder nicht“, sei einer der Teilnehmer in einem der gefürchteten Einzelgespräche vor der gesamten Gruppe gefragt worden. Einem anderen sei geraten worden, zum Psychiater zu gehen. „Es waren diese Situationen, wo man nichts richtig machen kann“, erzählt Andreas. Solche Methoden würden sonst von Geheimdiensten wie dem KGB eingesetzt. Zudem sei im Kurs dauernd mit Bezugssperre gedroht worden – egal ob es um das Anlegen eines elektronischen AMS-Kontos gegangen sei oder die Bekanntgabe bestimmter persönlicher Daten, erzählt Bertram. Die ständigen Drohungen sind nach Angaben der drei auch mit ein Grund, warum sie ihre wirklichen Namen nicht nennen wollen.

Christoph, der seit 2012 arbeitslos ist, sieht das Problem breiter: Dem AMS fehle einfach das Angebot für besser Ausgebildete. Der über 50-jährige Akademiker war in leitenden Positionen, hat selbst Personal rekrutiert. Zunächst kam er in einen Kurs für Führungskräfte – Thema: „Richtig bewerben“. Doch dann landete er in dem FAB-Kurs, zusammen mit Jobsuchenden, von denen einige weder Deutsch konnten noch einen Computer einschalten, wie er erzählt. Einen Tag pro Woche wurden – wieder – Bewerbungen trainiert. Sonst wurde Zeit totgeschlagen, indem die Trainer aus ihrem Privatleben erzählten. Als sich Christoph bei seinem Betreuer über die sinnlose Geld- und Zeitvergeudung beschwerte, hieß es: „Seien Sie froh, so kriegen Sie länger Bezüge.“ Kurse werden nicht als arbeitslose Zeit gerechnet.

Kritische Bemerkungen in den Kursbewertungen brächten nichts, sagt Andreas und verweist auf eine Beschwerde über „Arbeit bewegt“ bei der Volksanwaltschaft 2012. Auch in dem Fall warf ein Betroffener FAB vor, ihm weder individuelle Betreuung noch geeignete Stellen angeboten, sondern nur Druck ausgeübt zu haben. Die Volksanwaltschaft kam zum Schluss, dass der Beschwerde „sachliche Berechtigung“ zuzuerkennen war. „Einfaches ,Druckmachen‘ kann nicht einziger Sinn und Zweck einer Wiedereingliederungsmaßnahme sein“, heißt es im Jahresbericht 2012 weiter, auch weil dafür beim AMS nicht unerhebliche Kosten anfallen.

Anton Költringer, stellvertretender Landesgeschäftsführer des AMS Salzburg, verteidigt die zwölf bis 15 Kursanbieter – darunter FAB –, mit denen man arbeitet. Alle seien bei Ausschreibungen als Bestbieter, gemessen an Konzept, Qualifikation der Trainer und Preis, hervorgegangen. Die Kurse werden auf ein Jahr vergeben und nach spätestens drei Jahren wieder ausgeschrieben.

Laut dem AMS-Vizechef gibt es auch wenig Beschwerden – nicht einmal ein Prozent bei jährlich 10.000 Schulungsteilnehmern in Salzburg, ein Viertel davon in Aktivierungskursen. „Ich will nichts kleinmachen, aber das Problem hält sich in Grenzen“, sagt er. Jeder Beschwerde werde nachgegangen, es gebe einen Ombudsmann und regelmäßige Kontrollen. Auch die Bewertung der Kurse ist laut Költringer mit 1,8 auf einer sechsteiligen Notenskala gut. Aktivierungskurse lägen zwar darunter, mit 2,25 jedoch auch nicht schlecht. 50 Prozent der Teilnehmer haben nach drei Monaten wieder eine Beschäftigung.

Seit Ende Februar wird „Arbeit bewegt“ übrigens nicht mehr angeboten. Ob der Kurs nicht verlängert wurde oder FAB bei einer Neuausschreibung nicht zum Zug kam, ließ sich nicht feststellen.

Monika Graf

Anmerkung:

Dieser Artikel ist leider nicht mehr online bei den "Slazburger Nachrichten", dafür wurde 2 Tage später im Karriereteil ein Jubelartikel veröffentlicht, der nach wie vor online abrufbar ist ...

Dafür hat der von den Salzburger Nachrichten zensurierte Artikel einen Betroffenen dazu angestoßen, uns folgenden Erfahrungsbericht zu schicken:

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