Bei den Zuständen in Österreich bleiben außer brav mitzutun nur zwei Möglichkeiten: Terrorist oder KünstlerIn werden. Wir bevorzugen die zweite Variante. Anstoß zur künstlerischen Verarbeitung gab 2005 ein ganzseitiger Artikel im Karriereteil der Wiener Tageszeitung „Kurier“ über den „Vienna Business Run“. Und die größte Firma, 300.000 Arbeitslose, wurden wieder nicht erwähnt! Also T-Shirt im Copy-Shop gedruckt: „Österreichs größte Firma: 500.000 Arbeitslose“ und schon war die größte Firma mit dabei. Unser Traumziel: Ein Team trainieren, das so gut ist, dass es locker alle Business-Runs gewinnt. Weitere Aktionen ergaben sich oft spontan, wie zum Beispiel beim Spatenstich zur neuen ÖGB-Zentrale (die später dann doch woanders gebaut wurde), wo die verdutzten Gewerkschaftsfunktionäre vor laufenden und blitzenden Kameras nicht anders konnten, als gute Mime zum fröhlichen Spiel zu machen.
Überidentifikation und Guerillamarketing sind die eingesetzten Mittel. Daraus wurde die virtuelle Promotiongruppe „AMS Aktive Arbeitslose“ die mit „Mehr Arbeitslose braucht das Land“ 2007 sogar den Kunstwettbewerb vom poolbar-Festival gewann. Eine Feministin, die die Satire nicht ganz verstand, intervenierte gegen den „sexistischen“ Beitrag. Die Veranstalter, die zuvor den Beitrag als provokant anpriesen, luden kurz vor der Festivaleröffnung wieder aus. Nichtsdestotrotz fand die Aktion am Marktplatz von Feldkirch statt. 30 Das gehört zum Berufsrisiko der Satire.
Erste Videobeiträge wurden auf „AAA TV – Österreichs erster Sender für unbeschränktes Wachstum“ veröffentlicht. 31
Eine weitere Aktionskunstschiene ist die „Orange Alternative“ aus Polen 32. Bei ihr ist der Zwerg Symbol für den/die gewitzten kleinen Mann/kleine Frau dar die der Obrigkeit trotzt und diese sogar in die eigene Inszenierungen einbaut. Der als Zwergenfreiheit 33 firmierende österreichische Zweig demonstrierte seine Solidarität mit der Galida in Darmstadt, die wegen Aktionskunst in der FDP-Zentrale Darmstadt zur „deutschen Dekadenz“ geklagt wurden, oder protestierte gegen die Halbierung des Heizkostenzuschusses in Wien. Bereits auf der Subversivmesse Linz 09 nähten wir eine soziale Hängematte für Sozialminister Rudi Hundstorfer 34
Auch die Aktionskünstlerin Betty Baloo 35 ist den „Aktiven Arbeitslosen“ verbunden und macht Aktionen zu sozialpolitischen Themen.
Aus Anlass der Forderung der damaligen Familienstaatssekretärin Christine Marek nach Arbeitspflicht für BezieherInnen der Mindestsicherung 36 trat die „Strenge Christine“ in Aktion. Zuerst in der Meidlinger Fußgängerzone im Rahmen der Aktionswoche für das bedingungslose Grundeinkommen 37 und dann bei der Tageszeitung Kurier, wo die Redaktion angewiesen wurde, wegen der Aktion den Hinterausgang zu benutzen, aber auch bei einer Diskussion in Graz zur Arbeitspflicht 38.
Beim Kunstfestival SOHO in Ottakring 2012 bekamen wir für das Projekt „AMS - Allgemeine Menschenrechts Stornierung“ einen Raum im ehemaligen Etablisment Gschwandner zur freien Gestaltung, wo wir nicht nur die verschiedenen Aktionskunstschienen präsentierten sondern das „Erste Wiener Arbeitslosenfilmfestival“ 39 mit Lesungen und Filmscreenings durchführten.