Die Arbeitslosenszene Österreich war sehr lose und zersplittert. Neben einigen Arbeitslosengruppen, die ohne langfristiges politisches Konzept vornehmlich mit Rechtsberatung und persönlichen Erfahrungsaustausch beschäftigt waren, gab es viele freischwebende AktivistInnen, die jeweils ihren eigenen Ansatz als den wichtigsten ansahen und sich nicht zu einer längerfristig orientierten Zusammenarbeit mit anderen bereit zeigten.
Manch hoffnungsvolle Gruppe wie „Grau und Schlau“ in Salzburg, die sogar konkrete Konzepte für alternative Beschäftigungsprojekt für ältere Langzeitarbeitslose ausgearbeitet hatte, „Fundament Generation 45plus“ 2 und „Servus“ in Wien hatten nach kurzer Blüte ihre Tätigkeit eingestellt.
Nach dem Scheitern der Arbeitslosensprecherin als Dachverband verliefen auch drei Vernetzungstreffen, eines in Wien und zwei in Graz, ohne konkretes Ergebnis.
Ein von uns vor den Wiener Gemeinderatswahlen 2010 initiiertes Projekt einer basisdemokratisch organisierten und von den Grünen unterstützen Arbeitslosenkonferenz wurde von der „Basis“ so lange zerredet, bis die Grünen es im Frühjahr 2011 einschlafen ließen, obwohl bereits ein Termin und ein Raum im Wiener Rathaus fixiert waren.
Die Einzelinitiativen verschwanden allmählich, weshalb wir es an der Zeit fanden, Neues auszuprobieren.
In der Startphase der „Aktiven Arbeitslosen“ geht es daher weniger um die schnelle Expansion, als darum, die bestehenden Verhältnisse vor Ort abzuschreiten, nach Ansatzpunkten für den langfristigen politischen Kampf und nach Bündnispartnerinnen zu suchen und aus alten und neuen Erfahrungen zu lernen. Schon 1988 stellte Manfred Prisching von der Universität Graz fest: „Der erfolgreiche Protest arbeitsloser Gruppen bedarf der wohlwollenden Resonanz in breiten Bevölkerungsschichten.“ 3
2 http://www.generation45plus.at/
3 Manfred Prisching: Arbeitslosenprotest und Resignation in der Wirtschaftskrise, Campus Verlag 1988. Seite 176