„Aktive Arbeitslose“ fordern Abschaffung der AMS-Zwangswirtschaft und Achtung demokratischer, rechtsstaatlicher Werte durch das AMS
(Wien, 28. Mai 2010) Der Verein „Aktive Arbeitslose“ begrüßt die von Sozialminister Rudolf Hundstorfer in Aussicht gestellte Überprüfung und Reduzierung von fragwürdigen AMS-Maßnahmen.
Bedauerlich ist, dass nicht die zahlreichen, von Arbeitsloseninitiativen und in Medien aufgezeigten Fälle sogenannter „Sinnloskurse“ zu dieser Einsicht führen, sondern schlicht der Geldmangel.
Bereits im Herbst vorigen Jahres stellte das Arbeitsmarktforschungsinstitut ABI der deutschen Arbeitsagentur in einer wissenschaftlichen Studie eindeutig fest, dass die viel umstrittenen Bewerbungstrainings, Eignungstests und Trainingsmaßnahmen etc., praktisch keine Verbesserung der Vermittlungschancen bewirken. Dennoch behauptete das AMS Österreich weiter mit manipulativen Statistiken, die AMS-Kurse würden die Vermittlungschancen verbessern.
AMS: Gewaltsame Planwirtschaft statt freier Markt
Die „Aktiven Arbeitslosen“ sehen die, auf strukturelle Gewalt in Form von Existenz bedrohenden Totalsperren aufbauende planwirtschaftliche Kursbewirtschaftung als Haupthindernis für mehr Qualität. Es geht eher darum, vorbestellte Kurskontingente irgendwie aufzufüllen, als für Arbeit Suchende individuell geeignete Kurse zu finden, welche die Jobaussichten tatsächlich erhöhen.
„Diese von oben herab aufoktroyierte Zwangsbewirtschaftung mit der Bedrohung menschlicher Existenz, hat in einer modernen, rechtsstaatlichen Demokratie nichts zu suchen! Dieses Vorgehen verletzt massiv die Menschenrechte und die Würde des Menschen“, kritisiert Vereinsobmann Martin Mair.
Die auf Zwang und schwarze Sanktionspädagogik aufbauende Arbeitsmarktpolitik Martin Barteinsteins wurde unter der rot-schwarzen Regierung fortgesetzt. Bereits wegen jeder kleinen Unklarheit kann das AMS „vorläufig“ den Bezug einstellen und e-Cards sperren, ohne dass der Betroffene vorher gehört und der behauptete Sachverhalt überhaupt abgeklärt werden kann.
Das schafft ein Klima der Angst und Hoffnungslosigkeit, das bei Arbeit suchenden Menschen, die ohnehin oft schwere Schicksalsschläge hinter sich haben, nur weiter die Gesundheit schädigt.
Den Schaden trägt die gesamte Gesellschaft indem Versicherungsgelder vergeudet werden, Arbeitskräftepotential zerstört wird und die Kosten für das Gesundheitssystem steigen.
Dass in diesem Klima der Angst eine Evaluation der AMS-Kurse objektive Ergebnisse bringen soll, ist wissenschaftlich gesehen unmöglich. Menschen, die existentiell unter Druck gesetzt werden, werden eher Gefälligkeitsantworten geben, als wahrheitsgemäße Angaben machen.
AMS-Zwangsmaßnahmen machen krank!
Eine derzeit laufende Online-Umfrage des von Betroffenen selbst organisierten Gesundheitsprojekts
„Würde oder Stress“ zum Thema Arbeitslosigkeit und Gesundheit, zeigt deutlich die gesundheitlichen Belastungen, die diese Zwangspolitik verursacht:
- Exakt 0 Prozent der Befragten freuen sich auf die nächste AMS-Maßnahme!
- 21 Prozent bekommen physische und psychische Beschwerden, wenn sie einen Kurs machen müssen, den sie nicht ausgesucht haben
- 19 Prozent schlafen vor dem AMS-Termin schlecht
- 21 Prozent gaben an vor dem Beratungstermin Herzklopfen zu haben
- 30 Prozent fürchten sich vor dem Kontakt mit dem AMS!
Blockaden durch „Aktivierungen“
Die Kurzfassung einer soeben publizierten Studie zu Auswirkungen von Sanktionen in Deutschland stellt zusammenfassend fest: „Häufiger als eine "aktivierende" ist eine lähmende Wirkung auf das Verhalten der Sanktionierten erkennbar. Nur in wenigen Fällen erhöhen Sanktionen die resignative Anpassungsbereitschaft an behördliche Erwartungen, die jedoch keine Hoffnungen auf verbesserte Arbeitsmarktchancen wecken.“
Die „Aktiven Arbeitslosen“ fordern daher von der Regierung:
- Schluss mit den Existenz- und Gesundheit-gefährdenden Bezugssperren!
Als erster Schritt kann das AMS den Arbeit Suchenden bereits unter der bestehenden Gesetzeslage freie Kurswahl gewähren! - Steigerung der Qualität von AMS-Maßkursen durch freie Wahl am freien Markt ,
z.B. durch frei einlösbare Bildungsschecks. - Unabhängige Evaluierung der AMS-Maßnahmen durch moderne Bildungsexperten unter Einbeziehung der Arbeit suchenden ArbeitnehmerInnen, statt von oben aufgesetztes, pseudowissenschaftliches „Qualitätsmanagement“.
- Einrichtung einer unabhängigen Arbeitslosenanwaltschaft, die Arbeit suchende ArbeitnehmerInnen gegenüber dem AMS vertritt, deren Rechte durchsetzt und auch die gesundheitliche und soziale Rehabilitation AMS-Geschädigter erkämpft.
- Volle Mitsprache von Arbeitsuchenden durch Arbeitslosenbetriebsräte in AMS-Maßnahmen und in AMS-Gremien (AMS-Beiräte).
- Kostenlose Psychotherapie für alle von der AMS-Bürokratie geschädigten Menschen! Verstärkte Berücksichtigung krank machender gesellschaftlicher Zustände und struktureller Gewalt in der Ausbildung von PsychotherapeutInnen.