Seit Freitag 22.01.2016 steht Tunesien, in Folge der grössten Sozialbewegung seit der „Revolution“ von 2011, unter Ausnahmezustand.
Zwei Drittel der unter 40jährigen TunesierInnen haben keine Arbeit, und das obwohl viele davon gut ausgebildet und diplomiert sind.
Dieser sozialer Aufstand hat in Kasserine, im Zentrum des Landes, nach dem Tod des diplomierten Arbeitslosen Yahyaoui während einer Demonstration gegen der Arbeitslosigkeit angefangen.
Die Wut steht in Kasserine in einer langen Tradition: Von den Stammesrevolten gegen die Osmanen (19. Jhdt), über den Unabhängigkeitskampf gegen die Kolonialherrschaft von Frankreich, den Brotrevolten von 1984 (zumindest 143 Toten in ganz Tunesien), bis zur Revolution von 2011.
Kasserine ist zwischen den touristischen Regionen des Nordens (deren Entwicklung vom IWF forciert worden ist) und den islamistischen Rebellen der Atlas eingeschlossen.
Diese geographische Position ist wie ein Symbol dessen, was die volksfeindlichen ökonomischen Diktate des IWF und die korrumpierten politischen Entwicklungen verursacht haben: Eine schreckliche Zwickmühle.
Ein weiteres Symbol ist, dass diese Ereignisse ausgerechnet während des Besuchs des Premierministers von Tunesien bei den Ausbeutern des Weltwirtschaftsforums in Davos statt gefunden haben.
Tunesiens Premierminister hat auch gleich gesagt, dass er nicht wirklich gegen die Arbeitslosigkeit und die Ungerechtigkeit etwas Zaubern könnte …
Wen wundert’s?
Aus eigener Erfahrung, uns, sicher nicht.
Wir, Aktive Arbeitslose, engagierte Opfer des Systems der Egoisten und deren Lakaien, solidarisieren uns mit den Aufständischen von Tunesien und fordern wie sie, dass die Wörter „Demokratie“ und „Menschen Rechte“ nicht länger leere Hüllen bleiben.
Links:
- Toter bei Zusammenstößen: Tausende Tunesier protestieren gegen Massenarbeitslosigkeit (Der Spiegel, 22.1.2016)
- Massenproteste gegen Arbeitslosigkeit in ganz Tunesien (World Socialist Web Site, 28.1.2016)