Orginal: Da Genova verso lo sciopero precario
http://www.precaria.org/da-genova-verso-lo-sciopero-precario.html
Wir sind die Prekären, die die Generalstände der Prekarität ins Leben gerufen haben und seit Jänner an der Vorbereitung eines prekären Streiks arbeiten - ein Streik innerhalb und gegen die Prekarität, der zeigt, dass wenn wir Halt machen, das ganze Land still steht. Wir haben uns in Genua zu einer Versammlung getroffen, um über die vergangenen Monate zu diskutieren und gemeinsam darüber zu entscheiden, welchen Weg wir weitergehen wollen.
Wir kommen aus ganz Italien und aus Barcelona, wo Democracia Real YA seit Monaten Kämpfe der acampadas auf den Plätzen der Stadt vorantreibt. Prekarität steht immer im Zentrum des politischen Geschehens. Aber nicht die Prekären, die oft aufgerufen werden sich für gerechtere Zustände - wie Gerechtigkeit, Demokratie, Arbeitsrechte, Gemeingüter - aktiv zu werden, aber nie als Subjekte und kollektiv für eine Verbesserung ihrer eigenen Verhältnisse zu agieren. Wir wollen endlich Protagonist*innen werden.
Wir sehen uns wieder am 24. und 25. September in Bologna zur konstituierenden Versammlung des prekären Streiks, einer Versammlung, die allen Arbeiter*innen, Mehrheitsangehörigen und Migrant*innen, wie auch (sozialen) Bewegungen, Gewerkschafter*innen, Aktivist*innen offen steht, die den Weg zum prekären Streik beschreiten wollen. Gemeinsam wollen wir die Stärke der Prekären gegen diejenigen, die aus der Prekarisierung Profit schlagen, geltend machen. Wir wollen Bande knüpfen zwischen Personen, die gleichzeitig durch gemeinsame Bedingungen der Prekarität verbunden und durch Spaltungen, die die Stärke der Unternehmen ausmachen, getrennt sind. Wir wollen gemeinsam diskutieren, wie wir uns in Zeiten der Prekarisierung die Praktik des Streiks zurückerobern und diese wiederaufleben lassen.
Wir werden am 17. und 18. September in Barcelona sein, um am europäischen Treffen zur Vorbereitung des globalen Mobilisierungstages am 15. Oktober teilzunehmen. Am 15. Oktober werden wir gegen Einsparungspolitiken auf die Straße zu gehen: Angefangen bei dem gerade erst beschlossenen Haushaltsgesetz sowie gegen das autoritäre und von unterschiedlichen Parteien gemeinsam getragene Krisenmanagement, das Finanzkräfte und Regierungen des Neoliberalismus uns im Stillen aufzwängen möchten. Im Herbst werden wir eine populäre, europaweite Kampagne für ein Recht auf ein bedingungslosen Grundeinkommen starten, die den Forderungen der prekären Generationen Ausdruck verleiht.
Ab September setzen wir fort auch „laboratori cittadini“ für den prekären Streik zu lancieren, die in den vergangenen Monaten begonnen haben in verschiedenen lokalen Kontexen zu arbeiten. Wir sind auch am 10. September in Rom, um am Treffen des Netzwerks „Roma bene comune“ teilzunehmen und am 1. und 2. Oktober in Mailand, um am Welfare-Seminar von Uninomade teilzunehmen. Beide Treffpunkte werden Gelegenheit bieten, die Debatte zu Welfare und Commons zu verbreitern. Und wir werden uns weiterhin hartnäckig darum bemühen, Prekäre zu involvieren, die Standpunkte der Prekären zu jenen der Gesellschaft zu machen, den Träumen und Notwendigkeiten unserer prekären Schwestern und Brüder zuzuhören sowie offen zu bleiben für die Beteiligung und Beiträge von allen.
In den vergangenen Monaten haben wir mit den Mobilisierungen für ein Recht auf Zahlungsunfähigkeit, der Beteiligung am Streik der Migrant*innen und den Kämpfen gegen institutionellen Rassismus, dem MayDay Milano, den Unruhen der Prekären im Verlagswesen bei der Buchmesse „Salone des libro“ in Turin, den Aktivitäten der „Punti San Precario“, den Aktionstagen gegen Minister Brunetta sowie der Besetzung des Teatro Valle in Rom den Weg zum prekären Streik eingeschlagen. Nach Genua und inmitten der außergewöhnlichen Mobilisierung im Val di Susa zur Verteidigung der Gemeingüter, setzen wir uns weiter in Bewegung mit dem Willen unsere Arbeit in autonomer und unabhängiger Weise fortzusetzen und weiter hin zum Streik der Prekären zu arbeiten sowie den Standpunkt der Prekären durchzusetzen.
Wie bekräftigen unsere Forderungen: Eine bedingungslose Existenzsicherung; ein neuer Wohlfahrtsstaat basierend auf Rechten und Zugang zu materiellen und immateriellen Gemeingütern; das Recht auf Zahlungsunfähigkeit für diejenigen, die nicht in der Lage sind, die Krise zu bezahlen und erdrückt werden von den Erpressungen des Staates; das Ende der Verknüpfung von Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsvertrag, wodurch am Beispiel von Migrant*innen das transnationale Gesicht der Prekarität gezeigt wird. Wir sagen, Schluss mit den Unternehmen, die prekäre Arbeit ausnutzen, um ihre Profite auch in Phasen der Krise hoch zu halten. Es können nicht wir sein, die dafür zahlen. Wir sagen, Schluss mit einem Wohlfahrtsstaat, der uns im Stich lässt und nicht unseren Erfordernissen entspricht. Wir rebellieren gegen diejenigen, die unsere Häupter beugen wollen und gegen diejenigen, die uns populistische und unrealisierbare Lösungen in Aussicht stellen. Wir sind überzeugt, dass es mehr und mehr Zeit für einen prekären Streik wird. Wir sehen uns in Bologna.
Generalstände der Prekarität,
versammelt in Genau am 23. Juli 2011
Quelle: mayday Mailingliste