1. Meine Geschichte.
Die Zuweisung zu itworks erhielt ich von einem AMS-Betreuer, den ich nicht kannte. Meine Betreuerin war krank, sie ist es immer noch, vermutlich arbeitet sie gar nicht mehr am AMS. Die Zuweisung ernsthaft zu begründen – darauf verzichteten sowohl der AMS-Betreuer als auch ich, da wir ja beide wussten, worum es geht: Statistikbereinigung und Freunderlwirtschaft für die SÖBs.
Bei itworks ging es recht gemütlich an. Beim Ersttermin meldete ich mich, führte ein Minimalgespräch mit irgendjemand und erhielt dann einen Termin für den richtigen Kursbeginn in der darauffolgenden Woche.
Die Maßnahme sieht offiziell so aus: Eine Vorbereitungsphase von 5 – 12 Wochen, danach „die Möglichkeit in ein Transitarbeitsverhältnis übernommen zu werden“ (so die offizielle Sprachregelung). In dieser Vorbereitungsphase hat man Einzelgespräche mit dem itworks-Betreuer, muss aus einem Angebot von sog. Modulen drei pro Woche auswählen (zu den Modulen später) und sitzt die restliche Zeit vor Computern, die auf zwei Stockwerke verteilt sind.
Zu mir ist nicht viel zu berichten. Nach drei, vier Kurstagen bat mich der Betreuer zu einem Vieraugengespräch. Er sagte mir, dass aufgrund meines Lebenslaufes und meiner Erfahrungen (teilweise Führungspositionen im mittleren Management), die itworks-Maßnahme nichts bringe, ich würde nach 5 – 6 Wochen wieder ans AMS zurückverwiesen werden. Weiters sagte er, es sei sinnlos, wenn ich jeden Tag hier vor dem PC sitzen würde. Da ich auch konkrete Bewerbungen angeben konnte, musste ich letztendlich nur einmal in der Woche kommen. Die paar Stunden verbrachte ich teils in Modulen, teils vor dem PC, d.h. tratschend mit anderen Teilnehmern.
Die Module, die ich wählte: Ein Excel-Unterricht von 1 Stunde, ganz nett. Ein anderes hieß, glaube ich, „50+“, ein anderes „Richtige Bewegung“, oder so ähnlich, es ging um Gesundheit. Konkret hieß das, man saß im Kreis und plauderte angenehm.
Nach 6 Wochen wurde ich ans AMS zurückgeschickt.
Das humane Verhalten des Betreuers war mit seinem direkten Chef abgesprochen, aber sicher nicht mit dem AMS (wo ich natürlich nichts erzählte). Bezeichnenderweise bat er mich, an einem bestimmten Tag hereinzukommen, weil da jemand vom AMS kommen würde. Als ich kam, war offenbar schon alles vorbei, und nach 1 Stunde ging ich wieder.
2. Geschichten von anderen Teilnehmern.
So weit, so gut. So gemütlich sich das anhört, wenn man mit einem Betreuer vernünftig reden kann, so unangenehm kann es werden, wenn man an einen Betreuer gerät, der ein Angstbeißer oder Dummkopf ist, und das sind nicht wenige.
Das Beispiel eines Kursteilnehmers:
Um die 50 Jahre (wie fast alle, die zusammen mit mir eingetreten sind), hauptberuflich Sänger, aber mit jahrelanger Erfahrung als Taxichauffeur. Seine Betreuerin kündigt an, ihm ein Jobangebot bei einem Junkfoodbetrieb als Bote für Hauszustellungen zu verschaffen, da er ja Erfahrung als Fahrer habe. Wir – er und einige Teilnehmer – recherchierten im Internet, wobei wir gleich herausfanden, dass der genannte Betrieb gar keine Hauslieferungen durchführte. Wir lachten und sagten, wir wären gespannt, wie dieses Jobangebot aussieht.
Als ich nach einer Woche wiederkam, erzählte mir der Teilnehmer: Die itworks-Betreuerin habe kein Wort mehr dazu verloren. Als er sie selber ansprach, was nun mit dem Jobangebot sei, sagte sie: Ich weiß, dass Sie es gar nicht wollen. – Er: Sie können das nicht wissen, das ist Ihre Interpretation. – Sie: Ich merke, dass sie gar nicht wollen. (!) Eigentlich muss ich das in meinen Bericht ans AMS schreiben. (!!)
Ich sagte dem Teilnehmer, er solle unbedingt sofort eine Unterredung mit dem Vorgesetzten verlangen, das könne sehr gefährlich werden am AMS. Er winkte ab und sagte, er mache sich keine Sorgen, er hätte ein gutes Verhältnis mit seinem AMS-Betreuer. Da ich nur sehr selten und sehr kurz kommen musste, habe ich ihn aus den Augen verloren und weiß leider nicht, wie die Sache ausging.
(Meine Vermutung zu dieser Geschichte: Offensichtlich hatte die itworks Betreuerin schon irgendwo eingetragen, dass sie einem Teilnehmer ein Stellenangebot verschaffen könne, ohne genauer recherchiert zu haben, danach wollte sie es nicht zugeben und versuchte, das Nichtzustandekommen als Unwilligkeit des Teilnehmers auslegen.)
Solche und andere Geschichten sind aus den Maßnahmen bei den sozialökonomischen Betrieben immer wieder zu hören. Unter Druck gesetzt werden vor allem Menschen, die in Jobs mit geringem Ausbildungsniveau gearbeitet haben, solche versucht man meistens in ein Transitarbeitsverhältnis zu bekommen, in Vieraugengesprächen, oftmals mit Reden (bei Trendwerk, wo ich auch mal war, erzählte mir das ein Teilnehmer), die juristisch unter „Nötigung“ fallen; ebenso setzt man gerne Menschen unter Druck, die sichtlich in schwierigen privaten oder finanziellen Situationen stehen oder die einfach schlecht kommunizieren können.
3. Fazit.
Grundsätzlich war die Atmosphäre bei itworks freundlich und entspannt. Die Module sind ein nettes Beschäftigungsprogramm und verhindern, dass die Leute vor den PCs nicht völlig verdummen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Maßnahme nicht nur für mich, nicht nur für Ältere, sondern generell herzlich wenig bis nichts bringt.
So also sieht der „Kampf gegen Alters- und Langzeitsarbeitslosigkeit“ aus:
Das AMS schaufelt die Menschen schubweise zu itworks, die beiden Stockwerke waren randvoll besetzt. Irgendein Auswahlkriterium gibt es nicht, höchstens, dass überdurchschnittlich Menschen um die 50 Jahre vorhanden sind – darunter ein über 60jähriger Arbeiter, dem noch einige Monate bis zur Pensionierung fehlten und der so klapprig und krank aussah, dass er eher in ein Pflegeheim gepasst hätte.
Auch beruflich und sozial ist jede Gruppe vertreten, von einem ausgebildeten Chemiker bis zu Ausländern, die kaum Deutsch sprechen, von Menschen, mit denen man sich unterhalten kann, über depressiv wirkende ältere Langzeitarbeitslose bis zu Typen, um die man besser einen Bogen macht.
Die Politik des AMS ist es, alle und alles zu schicken, die Politik der SÖBs alle und alles zu nehmen, einen Teil braucht man für den 2. Arbeitsmarkt, den anderen Teil wirft man nach einigen Wochen wieder zurück ans AMS, aber alle, die geschickt werden, sind zumindest für einige Zeit aus der Statistik.