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Leserbrief zu: AMS-Reform: 20 Prozent mehr Arbeitslose in Wien (Standard, 2.3.2015)

Soumis par Aktive Arbeits… le mer, 25.03.2015 - 16:37
Angaben zum Brief
Brief abgesendet

Sehr geehrter Herr Sator,

Danke dass Sie zum Thema AMS-Kurse etwas geschrieben haben. Vielleicht wäre es gut, nicht nur das AMS zu interviewen sondern echte Recherche zu betreiben und auch die andere Seite, die Arbeitsloseninitiativen zu fragen. Dann würden vielleicht manch peinliche Fehlinformationen sich vermeiden lassen.

Sie schreiben z.B.: "Die Zahl der Schulungen war bisher immer relativ konstant,..." das ist völlig falsch, die Kursquote - der durchschnittliche Anteil der Arbeitslosen die im Kurs geparkt sind - stieg von Mitte der 90er Jahre von rund 6 % auf über 25 % an und stagniert erst seit kurzem wegen Geldmangel ...

Das Problem ist, dass bislang die Medien die irreführenden Arbeitslosenzahlen ohne Kursteilnehmer unhinterfragt weiter verbreitet haben, obwohl auch Arbeitslose, die einen Kurs beim AMS machen, der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen und Stellenangebote annehmen müssen.

Interessant ist auch, dass just mit dem Rückgang der Kursquote auch die zahl der Sanktionen zurück gegangen ist, was recht eindrucksvoll zeigt, dass die massive strukturelle Gewalt durch die permanente Androhung des Existenzentzuges in erster Linie zur Durchsetzung der AMS Zwangsmaßnahmen dient.

Wir können auch keinesfalls bestätigen, dass es nach der Eröffnung des Akademikerzentrums des AMS Wien keine Beschwerden mehr von AkademikerInnen gäbe. Obwohl Landesgeschäftsführerin Petra Draxl schon vor über einem Jahr zugesagt hatte, dass keine AkademikerInnen mehr zu den gemeinnützigen Personalüberlassern zugewiesen würden, werden immer noch, zum Teil vermutlich als bewußte Schikane, AkademikerInnen zu diesen eher im Niedriglohnsektor angesiedelten  zweifelhaften Arbeitszwangprojekten zugewiesen, über die bislang immer noch kein Medium kritisch berichtet hat.

In einer Demokratie ist es Aufgabe professioneller JournalistInnen eigene Recherchen zu machen, den Herrschenden kritisch auf die Finger zu schauen sowie jene zu Wort kommen zu lassen, die von den herrschenden Zuständen stumm gemacht werden, statt in einer Hofberichterstattung nur das unhinterfragt Wiederzugeben was die AmtsträgerInnen so von sich geben.

Dass zum Beispiel über die masseiven Menschenrechtsverletzungen durch das mit den Grundwerten einer Demokratie völlig unvereinbare Sanktionenregime in Österreichs Medien so gut wie gar nichts berichtet wird, zeigt das Versagen von JournalistInnen wie Ihnen auf, die ihrer demokratiepolitischen Verpflichtung leider nicht wirklich nach kommen.

Sollten Sie Interesse haben, Ihrer Aufgabe als Journalist nachzukommen und auch einen kritischen Blick hinter die Fassade des potemkinschen Dorfs der "aktiven Arbeitsmarktpolitik" (übrigens: der Mensch ist doch keine Ware!) so werden wir Sie gerne dabei unterstützen. Es gibt mehr als genug interessante Themen, die bislang von den Medien unterdrückt worden sind. uf unserer Homepage finden Sie sicherlich einige Anregungen dazu.

Mit freundlichen Grüßen

Ing. Mag. Martin Mair
Obmann "Aktive Arbeitslose Österreich"

P.S.: Wir werde nun vermehrt LeserInnenbriefe an die Medien auf unserer Homepage veröffentlichen und eine kontinuierlichere Medienbeobachtung aufbauen, um JournalistInnen vermehrt an deren Pflichten zu erinnern. Nach Umstellung unserer Homepage auf drupal8 werden wir unterstützende Services dann forcieren. Als Absolvent der Publizistik und Kommunikationswissenschaft finde ich die Berichterstattung der österreichischen Medien nach wie vor als zutiefst ungenügend.

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