Sorry, you need to enable JavaScript to visit this website.

Hinweis zu E-Mail-Anfrage: Aus technischen Gründen und aus Gründen des Datenschutzes und der Netzpolitik bitte Google und gmx meiden! Weitere Infos

Armutszeugnis Armutskonferenz: Antwort der Armutskonferenz

Aktiver Admin am Do., 15.11.2012 - 21:18
Briefverlauf
Angaben zum Brief
Brief Adressat

Reaktion: Armutskonferenz

Offener Brief an den Verein Aktive Arbeitslose

Liebe VertreterInnen der Aktiven Arbeitslosen!
Lieber Martin Mair!

Eure per Presseaussendung übermittelte Kritik an der 9. Armutskonferenz haben wir zur Kenntnis genommen. Eure Wahrnehmungen rund um die Einladungspolitik und inhaltliche Ausrichtung der 9. Armutskonferenz sowie unseres Netzwerks als solchem teilen wir nicht.

Die Armutskonferenz besteht seit über 15 Jahren als Netzwerk von mittlerweile 36 sozialen NGOs, darunter große Wohlfahrtsorganisationen genauso wie kleine und mittlere Beratungs- und Bildungseinrichtungen und deren Netzwerke, sowie Selbstorganisationen wie die Österreichische Plattform der Alleinerziehenden und aus sozialen Bewegungen wie der Frauenbewegung hervorgegangen Einrichtungen (Frauenberatungen, Frauenhäuser).

Seit etlichen Jahren engagieren wir uns in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Selbstorganisationen und Selbstvertretungen, darunter u.a. Arbeitsloseninitiativen, StraßenzeitungsaktivistInnen, Selbsthilfegruppen und Selbstvertretungen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Wir begrüßen es auch, dass sich seit eineinhalb Jahren in Form der Plattform "Sichtbar bleiben" ein Netzwerk von Selbstorganisationen entwickelt, die mehrheitlich auch an der 9. Armutskonferenz teilgenommen haben.

Offen und beteiligungsorientiert

Entsprechend offen war auch die Einladungspolitik zur 9. Armutskonferenz gestaltet, wobei diese Konferenz generell eine für alle Interessierten offene Veranstaltung ist und keine Delegiertenversammlung von Vereinsvorständen etc. Dementsprechend wurden weder Personen aus Organisationen "ausgewählt" noch welche "abgelehnt" , alle interessierten Frauen und Männer konnten - zu ihren finanziellen Möglichkeiten entsprechenden Konditionen - an der Konferenz teilnehmen.

Aus Selbstorganisationen bzw. Selbstvertretungen und Initiativen und Gruppen von Menschen mit Armutserfahrungen nahmen an der Konferenz u.a. AktivistInnen von AHA (Arbeitslose-helfen-Arbeitslosen), Amsel, Augustin, Apropos, BAKU, HPE, Do it Yourself, Hocknstad, Kupfermuckn, Lebenshilfe, Plattform für Alleinerziehende, pro mente Selbstvertretung und dem Armutsnetzwerk e.V. teil.

Die Konferenz selbst war beteiligungsorientiert organisiert, ReferentInnen wurden aufgrund bisheriger Kontakte und Zusammenarbeit zu verschiedenen Themenbereichen angefragt und kamen aus vielfältigen Kontexten, Organisationen und Bewegungen, u.a.: Amsel, Beigewum, Bettellobby, Via Campesina, Plattform für Alleinerziehende, InterAct, Initiative Minderheiten, Schuldenberatungen, DOWAS, Solidarische Ökonomie, Attac, Commons-Bewegung, Anton-Proksch-Institut/Gabarage, Ashoka, und viele mehr.

Präsentation und Diskussion stand nichts im Wege

Euer Angebot, als Aktive Arbeitslose im Rahmen der Konferenz Euer Buch "Erste Hilfe. Handbuch für Arbeitslose" zu präsentieren, haben wir an- und hatten wir bereits ins Programm aufgenommen; auch der Umsetzung Eures Plans, im Zuge der Konferenz, die von Euch kritisierten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen bzw. Rahmenbedingungen zu diskutieren, stand unsererseits nichts im Wege.

Beide Vorhaben wurden von Euch selbst kurzfristig abgesagt.

Ein bereits seit Juni 2011 bestehendes Gesprächsangebot der von Euch mehrfach kritisierten Mitgliedsorganisation bdv austria habt Ihr aus uns nicht bekannten Gründen bis heute nicht angenommen.

Nicht sakrosankt

Weder unsere eigene Arbeit noch die unserer Mitgliedsorganisationen ist sakrosankt, einige der von Euch angeschnittenen Punkte sind auch aus unserer Sicht höchst diskutabel. Eine Auseinandersetzung darüber halten wir für notwendig. Der Stil Eurer Angriffe, wie er sich u.a. in Eurer Pressemitteilung findet, und die von Euch derart verbreiteten Halb- und Unwahrheiten sind jedoch für uns inakzeptabel. Wir sehen darin außerdem eine Herabwürdigung aller TeilnehmerInnen und eine besondere Respektlosigkeit gegenüber den engagierten SelbstvertreterInnen.

Common Ground: Vertrauen, Konfliktfähigkeit, Kooperation

Die Armutskonferenz ist keine Organisation oder Dachverband, sondern ein Netzwerk, das Räume für Engagement aufspannt und Engagement unterschiedlichster AkteurInnen gegen Armut möglich macht. Die Initiativen, die sich in diesem Netzwerk bewegen, haben widersprüchliche und auch gegensätzliche Standpunkte. Viele Initiativen teilen nicht die Positionen des jeweiligen anderen. Mit Fundamentalismus, Kleingeisterei und autoritärem Gesinnungskanon kann ein Netzwerk nicht lebendig sein. Netzwerke haben große Kraft und können bedeutende Gegenmacht entwickeln. Aber sie haben ihr strukturellen Grenzen: sie sind nur so stark wie ihre VernetzungspartnerInnen und deren Bereitschaft zur Kooperation. Eine zentrale Commons Frage lautet: „wann wird etwas mehr, wenn wir es teilen“? Der Mehrwert eines Netzwerks - wie die Armutskonferenz - ist den „common ground“ zu legen, der zur neuen und stärkeren Allianzen führt. Diese Allianzen haben je nach Missstand, Thema und Ziel immer gewechselt und unterschiedliche AkteurInnen angesprochen. Eine solche Strategie braucht Vertrauen, Konfliktfähigkeit, Kooperation und taktische Klugheit.

Mit freundlichen Grüßen

Verena Fabris, Michael Felten, Martina Kargl, Maria Kemmetmüller, Michaela Moser, Judith Pühringer, Martin Schenk, Hansjörg Schlechter

Koordinationsbüro der Armutskonferenz. 01/ 402 69 44 www.armutskonferenz.at

Schlagworte
Ortsbezug
Organisationen