Sehr geehrte Damen und Herren,
Danke für Ihre gut gemeinte Presseaussendung "Mehr Einsatz für Menschen mit psychischen Problemen", wir möchten Sie dennoch bitten, einen weniger stigmatisierenden Sprachgebrauch zu pflegen. Die Probleme werden ja zumeist von der Gesellschaft geschaffen, insbesondere durch die strukturelle Gewalt beim AMS - permanente Androhung des Existenzentzuges durch Sanktionen - weshalb viele auch nicht als "psychisch krank" oder als "Menschen mit psychischen Problemen" zu bezeichnen sind, sonder als psychisch verletzte". Mit Ihrer diskriminierenden Wortwahl betreiben Sie zum Teil auch eine Täter-Opfer-Umkehr die uns nochmals verletzt.
Es wäre daher wichtig, dass PsychotherapeutInnen endlich in Ihrer Ausbildung sich mit den gesellschaftlichen Mitursachen, insbesondere mit struktureller Gewalt, auseinander setzen und damit auch ein tieferes Verständnis für die Sorgen Ihrer KlientInnen entwickeln. Ich selbst hatte einmal einen Psychotherapeuten, der nicht einmal wusste, dass es beim AMS Bezugssperren gibt, die auf Existenz gefährdend sind und auf reinen Verdacht hin verhängt werden können, ohne dass mensch sich dagegen unmittelbar wehren kann.
Wir verweisen hier auch auf das von uns mitgetragene Projekt "Würde statt Stress", das immer noch das einzige Projekt ist, das sich mit solchen Fragen auseinander gesetzt hat:
http://www.aktive-arbeitslose.at/wuerdestattstress
Solange die grundlegenden Gewaltverhältnisse der vorHERRschenden Gesellschaft nicht einen wesentlichen Teil der Psychotherapieausbildung ausmachen, kann von echter Therapie nicht gesprochen werden. Symptomlinderung alleine ist uns zu wenig, wir fordern auch die Beseitigung der URSACHEN!
Mit freundlichen Grüßen
Ing. Mag. Martin Mair
Obmann "Aktive Arbeitslose Österreich"
- Appell der OECD an Österreichs Gesundheitssystem: Mehr Einsatz für Menschen mit psychischen Problemen
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20151005_OTS0008/appell-der-oecd-an-oesterreichs-gesundheitssystem-mehr-einsatz-fuer-menschen-mit-psychischen-problemen