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Offener Brief an Sozialminister Rudolf Hundstorfer: Systemversagen AMS

Aktiver Admin am Di., 24.03.2015 - 16:51
Angaben zum Brief
Brief abgesendet

Sehr geehrter Herr Sozialminister Hundstorfer,

Sozial müsste man eigentlich weglassen, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit über die „Fehler“, die beim AMS passieren, äußern. Es sind nämlich keine „Versehen“, wenn ein IT-Spezialist zu einem „Computerführerschein“ für Anfänger gehen muss, das ist ja wohl offensichtlich. Die Order im AMS lautet, die Arbeitslosen müssen mit allen Mitteln aus den Bezügen und der Statistik des AMS raus. Den Arbeitslosen muss das Leben so schwer wie möglich gemacht werden. Also schikanöse Zuweisungen zu schlechten oder unpassenden Kurse, schlecht bezahlte Arbeit, oft unter der eigenen Qualifikation - was so viel bedeutet, wie eine weitere Vergeudung von Bildungsinvestitionen - oder nur in Teilzeit oder Leiharbeit, Zuweisung zu Transitarbeitsstellen, wo mit sittenwidrigen "Transitarbeitskräfteregelungen" die Branchenkollektivvertäge umgangen werden und erwachsene Menschen durch aufgezwungene "sozialpädagogische Betreuung" zu Sozialfälle abgestempelt werden.

Das Ziel des AMS ist es, dass möglichst viele Arbeitslose sich vom AMS abmelden oder jede erdenkliche Stelle annehmen. Mit derlei Maßnahmen ist niemandem geholfen, weil es in vielen Branchen und Regionen einfach keinen dem Art. 23 der Menschenrechte adäquaten Arbeitsplatz gibt oder wenn die Langzeitarbeits- respektive -beschäftigungslosen das Ersparte schon aufgebraucht haben, dann bleibt ihnen nur mehr die Schwarzarbeit oder ein Verbrechen. Die meisten bleiben allerdings in der "Betreuungsobhut" des AMS mit einer zunehmend höheren Wahrscheinlichkeit, krank zu werden, je länger die Erwerbslosigkeit andauert. Dies deshalb, weil in unserer Leistungsgesellschaft bis auf Ministerebene nicht verstanden wird, dass hier KEIN Einzelverschulden vorliegt, sondern ein SYSTEMVERSAGEN!

Wenn sich die Arbeitslosen an die Volksanwaltschaft wenden, die für solche Fälle geschaffen wurde, bezeichnen Sie das verächtlich als „Ventil“.

Arbeitslose haben es schon so schwer genug, da können sie sich wohl die Hilfe in solchen wie oben geschilderten Fällen von einem Sozialminister erwarten.

Klaus Dörre, Soziologe aus Jena, hat festgestellt, dass Zwänge überhaupt nichts bringen. Wann nehmen die Regierung und die politischen Parteien endlich die Erkenntnisse von Arbeitslosen und von Wissenschaftlern an und ändern die Gesetze, damit die Drangsalierungen endlich aufhören und die erwerbsarbeitslosen Menschen freier leben können und wirklich aktiv werden können. Auf der Seite des Sozialministeriums steht: "Soziale Teilhabe bedeutet die Freiheit zu haben, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten."

Herr Minister Hundstorfer, teilen Sie uns mit, wie und wann Sie es in Angriff nehmen, dass die Missstände beim AMS, die die Volksanwaltschaft aufgezeigt hat, nicht mehr vorkommen?

Wann wird sich das AMS  bzw. der Gesetzgeber  an die einschlägigen Bestimmungen der Menschenrechtskonventionen halten?

  • Margit Schaupp / Verein AMSEL-Arbeitslose Menschen suchen effektive Lösungen
  • Christian Moser / SoNed
  • Dietmar Köhler / "Zum Alten Eisen?"
  • Martin Mair / Aktive Arbeitslose Österreich

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