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Verlustreich: Kein Job, dafür Probleme mit der MA 40 - Erfahrungsbericht Job-TransFair (2012)

Soumis par Aktiver Admin le jeu, 03.05.2012 - 16:07

Bei einem Kontrolltermin im Jänner berichtete sie mir von einem neuen Unternehmen, das nun einmal im Monat "Beratungstermine" in der Geschäftsstelle abhalte und - Zitat: "vielleicht haben ja DIE was für Sie... ". Sie teilte mir sofort einen Termin zu, natürlich mit dem dazugehörigen Drohschreiben, dass dieser Termin ein Kontrolltermin nach Paragraph blabla usw.....und ein Versäumen natürlich eine sofortige Bezugssperre zur Folge hätte.

Bei dem Termin erklärte mir eine junge Dame nach Durchsicht meiner Unterlagen, dass sie überhaupt keinen Hinderungsgrund sähe, mich aufzunehmen. Das Prozedere schilderte sie so: Ich müsse zuerst einen einmonatigen Kurs absolvieren, danach würde ich in eine Art "Beschäftigungsverhältnis" aufgenommen. Dieses Verhältnis wäre vorab mit 2 Monaten begrenzt, in denen Jobtransfer versuchen würde mich zu vermitteln. Für diese Vermittlungstätigkeit würde Jobtransfair aber keine Bezahlung erhalten, unterscheide sich somit in diesem Punkt sehr von anderen "Leihfirmen". Eine Vermittlung wäre aufgrund meiner Qualifikation und der Tatsache, dass mein zukünftiger Arbeitgeber eine Förderung erhält, "durchaus realistisch".

ZUM KURS:

Ich begann den Kurs am 5.März und dauerte bis 2. April. Dieser Kurs war mit Abstand die größte Verschwendung meiner persönlichen Zeit, die ich je erlebte (von der riesigen Verschwendung von Steuergeldern mal ganz zu schweigen!!). AM ersten Tag teilte man uns (einer Gruppe die neben mir aus maximal 3 Personen mit wenigstens etwas "Bildung" und sonst ca. 15 total ungebildeten Menschen bestand, die zu 70% der deutschen Sprache nur sehr mangelhaft mächtig waren) das "Kursprogramm" der nächsten 4 Wochen mit, das aus Bausteinen wie Lebenslauf perfektionieren, "wie präsentiere ich mich" und "wie führe ich ein Vorstellungsgespräch". Gastvortragende aus "wichtigen" Firmen wurden angekündigt. Soweit so absolut gelogen.

Die erste Woche passierte fast nichts. Der Vortragende war ein vielleicht einmal recht ambitionierter Herr, der seine "Flipchart-Psychologie" runterspielte, ignorierend, dass ein Großteil der Anwesenden damit aufgrund intellektueller "Mangelerscheinungen" genau nichts anfangen konnten. Meistens so nach 1 1/2 Stunden (der Kurs dauerte tägl. von 12.45 bis 16.45) verließ er den Raum "ein paar Minuten" und kam ca. 15 Minuten vor Ende wieder, um ein weiteres, seiner Meinung nach wichtiges, Thema zu beginnen, das in 15 Minuten natürlich nicht unterzubringen war. Die ca. 2 Stunden dazwischen saßen wir herum, lasen Zeitung, lösten Kreuzwirträtsel und vertrieben uns sonst wie die Zeit.

Das Beste war auch der Ausspruch, der am Ende der ersten Woche getätigt wurde, als wir endlich begannen, unsere Lebensläufe zu perfektionieren: "Diejenigen, die sich am Computer auskennen und besser deutsch sprechen und eine bessere Ausdrucksweise haben helfen denjenigen, die das nicht so gut oder gar nicht können". Mit diesen Worten verließ der Trainer mal wieder den Raum! Gelinde gesagt - eine Frechheit!! Ich bin nicht als Trainer angestellt und sehe doch wirklich nicht ein, dass ich dessen Arbeit ohne Bezahlung erledigen soll! Fast alle anderen sahen das ebenso - sogar diejenigen, die Hilfe benötigt hätten!!.

So ging es im Großen und Ganzen die ganzen 4 Wochen weiter, die Gastredner entpuppten sich als genauso kompetent wie der Trainer selber, lustig wurde es, als man uns drei Stunden mit einem Vortragenden, einem professionellen JONGLEUR (!!!), langweilte! Auch sinnvoll - ein etwa 25jähriger, der über Motivation bei der Arbeitssuche sprach und auch sonst die eine oder andere Lebensweisheit vom Stapel ließ, die bei vielen auf Unverständnis stieß (wieder sehr gelinde ausgedrückt), die sich vielleicht nicht intellektuell aber dafür umso mehr durch Alter und Lebenserfahrung dem jungen Mann überlegen fühlten! Alles sehr hilfreich für eine Gruppe Arbeitssuchender, die sich großteils aus Kesselputzern, Maurern, Chauffeuren, diverser Handwerker, Lagerarbeiter ec. zusammensetzte.

ZUM ARBEITSVERHÄLTNIS:

Nach 4 Wochen wurde mir in einem persönlichen Gespräch ein Arbeitsvertrag "angeboten". Hauptargument war die bereits davor diskutierte Möglichkeit, im Unternehmen selbst eine Stelle als Betreuerin zu erhalten, da ich dafür ja "wunderbar geeignet, ja geradezu ideal" wäre! Auf meine Nachfrage hin, ob sich das in irgendeiner Form negativ auf meine AMS und Sozialamt-Bezüge (ich erhalte Mindestsicherung) auswirken könne, sollte es nicht zu einer Übernahme in besagten 2 Monaten kommen, antwortete mir die Betreuerin: Im Gegenteil, während der Zeit bei uns (also während des Kurses sowie die 2 Monate danach) erhielte ich das Grundgehalt und einen aliquoten Anteil des 13. und 14. Gehalts, d.h. ich käme auf eine monatliche Summe, die dann doch um einiges höher sei als die Mindestsicherung. Nach Beendigung des Vertragsverhältnisses sollte ich mich beim AMS melden und meine Bezüge würden dann "nahtlos" weitergehen.

Die Realität:

1.) Ich bekam weder eine Anstellung bei Jobtransfair noch sonst irgendeine Anstellung, noch nicht mal einen Jobvorschlag, bei dem ich mich bewerben hätte können, ganz zu schweigen von einem Bewerbungsgespräch.

2.) Mein Beschäftigungsverhältnis dauerte von 3. April bis 4. Juni. Das AMS zahlte ab 5. Juni pünktlich, nicht aber die MA 40!!

Folgendes passierte:

  1. Ich erhielt Ende Februar die Zahlung der Mindestsicherung (die ja immer im vorhinein erfolgt) für März (obwohl ich die MA 40 rechtzeitig darüber informierte, dass ich ab März in dieser bezahlten Maßnahme bin, dies aufgrund der Übersiedlung der MA 40 aber wohl untergegangen ist). Dieses Geld muss ich jetzt zurückzahlen, d.h. mir werden von meinem eh schon sehr geringen Einkommen monatlich € 50,-- abgezogen - bis März 2013). Das wäre ja noch ok, aber es kommt noch besser:

  2. Für Juni bekam ich auch NICHTS. Argument: Wir bezahlen im vorhinein und sie haben für Juni "eh" Geld bekommen (mein Gehalt von Mai wurde, wie bei allen Unternehmen üblich, Ende des Monats ausbezahlt, d.h. die MA 40 rechnet dieses Geld dem Juni an!)

  3. Damit nicht genug: Ende Juni bekam ich das Geld für Juli: ca. € 75,--! Ich fragte nach. Die Begründung: Jobtransfair rechnet nur 1x pro Monat ab., d.h. meine Endabrechnung erfolgte Ende Juni, die die restlichen Tage im Juni sowie die anteiligen Sonderzahlungen enthielt. Auf dem Abrechnungsschein stand "Gehaltszettel Juni 2012" und nicht Endabrechnung oder so... lakonische Begründung der MA 40: Sie haben das Geld Ende Juni erhalten, d.h. sie haben eh was für Juli. (Hätte Jobtransfair mich Anfang Juni ausbezahlt, hätte ich Ende Juni mein Geld für Juli bekommen - lt. MA40!). Mein Argument, ich hätte das bisschen mehr Einkommen dem Freund, bei dem ich so gut wie umsonst wohne, gegeben, da ich ja mit dem Geld für Juli gerechnet hätte, wurde mit der menschenverachtenden Antwort: "Tut mir leid, aber dann müssens halt besser mit Ihrem Geld haushalten" beantwortet.

FAZIT:

Totale Zeitverschwendung! Unter Vorspielung falscher Tatsachen, hat man mir, dadurch dass mir Hoffnung auf einen Job gemacht wurde, eine Unterschrift unter diesen Vertrag "entlockt", und am Ende hatte ich einen Verlust von über € 1.000,-- und die 2 schlimmsten Monate meines Lebens. Ohne die Hilfe einer Freundin hätte ich Juli und August weder mich noch meinen Hund ernähren können.

Und die letze Frage:

WER BEZAHLT DAS ALLES???

Das Einkommen eines Angestellter (Betreuung und Firmenakquise) bei Jobtransfair beläuft sich auf ca. € 1.500,- Netto bei 38,5 Stunden die Woche PLUS Monatskarte.

Ähnliches - sogar etwas mehr, dafür mit erweitertem Aufgabengebiet (w.o. + Trainertätigkeit), verdient man bei Trendwerk.

Laut einem Inserat der Caritas im KURIER, in dem Betreuer und Akquisiteure für "JobAKtiv" gesucht wurden, bot man ein NETTO-Gehalt von über € 1.800,-- an. Für 30 (!) Wochenstunden!!!

Dazu kommen Gastredner, Psychologen (bei Jobtransfair waren es 2!), die auch soziale Aufgaben (Hilfe bei Privatkonkurs, Kinderbetreuung, Partnerschaft ec.) anbieten, usw.

Und das alles für nichts und wieder nichts! Das Geld wäre besser bei denen investiert, die vom Minimum leben und trotz aller Bemühungen keine Arbeit finden.

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