Hintergründige und respektvolle Armutsberichterstattung muss forciert werden
Wien (OTS) – Anlässlich des Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung 2010 vergibt die Armutskonferenz einen Journalismus-Preis für respektvolle Armutsberichterstattung. Ausgezeichnet werden Beiträge, die den vielen Facetten von Armut gerecht werden, Betroffene respektvoll behandelt, deren Stimmen hörbar bzw. sichtbar macht und Hintergründe ausleuchtet. Die Jury des "Journalismus-Preis von unten" setzt sich aus Frauen und Männern mit Armutserfahrungen zusammen.
"Medienberichte tragen wesentlich zu den dominierenden Bildern und zum Verständnis von Armut und Ausgrenzung bei, sind nicht selten aber auch für problematische Stereotype verantwortlich", so Michaela Moser von der Armutskonferenz. Mit dem Journalismuspreis soll respektvolle Armutsberichterstattung prämiert und forciert werden.
Am 20. Dezember werden die AutorInnen der ausgezeichneten Beiträge geehrt. Interessierte MedienvertreterInnen sind herzlich zur Preisverleihung, die um 17.30 Uhr in der Galerie Sonnensegel, Pressgasse 28, 1040 Wien stattfindet, eingeladen.
Die Ausgezeichneten:
In der Kategorie Fernsehen wird Markus Stachl für seinen Beitrag "Stopp Armut" (ORF "Thema", 18.10. 2010) ausgezeichnet. Der sehr umfassende Beitrag überzeugte die Jury, weil er in relativ kurzer Sendezeit viele verschiedene Aspekte von Armut behandelt, wichtige Fragen stellt und dabei mit Betroffenen sehr respektvoll umgegangen wird.
Eine lobende Erwähnung in der Kategorie Fernsehen erhält Beate Haselmayer für ihre Reportage "Mütter ohne Geld" (ORF "Am Schauplatz", 23.7. 2010).
In der Kategorie Radio erhält Teresa Arrieta für ihren Beitrag "Armutsgefährdete Alleinerziehende"(Ö1 "Journal Panorama", 19.10. 2010) eine Auszeichnung. Die Lebensbedingungen, Nöte aber auch Hoffnungen von Alleinerzieherinnen wurden von Teresa Arrieta umfassend und facettenreich behandelt. Betroffene kommen konsequent und umfangreich zu Wort und werden hörbar ernst genommen.
Ebenfalls ausgezeichnet in der Kategorie Radio werden Maria und Matthias Reichl für ihre Sendereihe "Begegnungswege" (Freies Radio Salzkammergut). Sie haben in ihrer einstündigen Sendung mehrmals relevante Themen wie Mindestsicherung, Grundeinkommen oder das Europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ins Zentrum gerückt. Vor allem der Umstand, dass diese ausführliche Behandlung des Themas Armut trotz Ressourcenknappheit in einem freien Radio möglich gemacht wurde, soll besonders hervorgehoben werden.
Eine lobende Erwähnung in der Kategorie Radio erhält Johannes Kaup für "Die Armutsfalle und mögliche Auswege" (Ö1 "Radiokolleg", 2. - 5.8. 2010).
In der Kategorie Printmedium geht die Auszeichnung an Klaus Buttinger für "Wir sind arbeitslos" (Oberösterreichische Nachrichten, 30. 4. 2010). Arbeitslosigkeit ist ein wesentlicher Aspekt von Armut. Herausragend an dem Beitrag von Klaus Buttinger ist einerseits die für eine Tageszeitung ungewöhnliche Platzfülle und auch Platzierung in den OÖN. Andererseits kommen zahlreiche Betroffene zu Wort, die Auswahl der Betroffenen ist nicht beliebig, sondern deckt eine breite Palette von Menschen ab, sodass ein facettenreiches Bild von Arbeitslosigkeit entsteht.
In der Kategorie Printmedium lobend erwähnt werden Julia Ortner für "7 Euro"(Falter, 1.9.2010), Michelle Thoma für "Jung. Arm. Österreichisch. Die Loser der Nation" (Tageblatt - Luxemburg, 11.11. 2010), Bärbel Mende-Danneberg für "Offene Herzen. Geschlossene Gesellschaft"(Volksstimme, Dezember) sowie Maria Wölflingseder für "Wer arm ist, soll schweigen" (Streifzüge, April 2010).
Rückfragehinweis:
Die Armutskonferenz
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0660 343 2447
www.armutskonferenz.at
Anmerkung: Der Verein "AKTIVE ARBEITSLOSE" war durch Obmann Martin Mair in der Jury vertreten. Der Preis wurde von VertreterInnen von Betroffenenorganisationen im Rahmen eines Medienbeobachtungsprojekts mit durchgeführt. Insoferne zeugt es nicht wirklich von respektvollem Umgang mit den Betroffenen, wenn deren Mitwirkung am "Medienpreis von unten" nur kurz erwähnt wird und die Armutskonferenz weiterhin an ihrer paternalistischen Politik festhält.